Für viele Menschen stellt Ostern kein allzu großes Ereignis
dar, seit sie dem Kindesalter entwachsen sind sowieso nicht mehr. Zu diesen
Menschen gehöre ich nicht. Für mich bedeutet Ostern eine ganze Menge, nämlich
Frühling, mit der Familie zusammen sein, Eier färben, verzieren und
"trudeln", kleine Geschenke suchen, tolle Kuchen und Leckereien und
noch Vieles mehr. Dementsprechend war ich angemessen neugierig wie in England
mit diesen Feiertagen umgegangen wird - Und ich wurde ein wenig enttäuscht. Die
typischen unzähligen Süßigkeiten waren vorhanden (Diese wurden allerdings schon
im Januar in die Geschäfte geräumt warteten seitdem eingestaubt auf Käufer.),
darüber hinaus jedoch macht man sich hier aus Ostern nicht viel. Meine
Gastmutter bestätiget mir meine Beobachtung, würde es keine "Easter Egg
Hunts" (Was übersetzt so viel bedeutet wie "Ostereierjagd") für
die Kinder geben, so wüsste man nicht einmal, dass Ostern überhaupt naht. Einen
Nachmittag lang Schokoladenostereier suchen, ansonsten jedoch keine Dekorationen,
keine ausgepusteten und bemalten Eier, kein Kuchenbacken, nichts. Aber nicht
verzagen, einfach Sophie und Franzi fragen! Mit vereinten Kräften und ein wenig
Improvisation haben wir pünktlich zur Ankunft von unseren Eltern ein wenig
Osterstimmung nach Richmond geholt. Mit Hilfe von kleinen Küken, die sich
dekorativ in Blumensträußen verstecken durften, Osterkarten und einigen
Eierschalen schafft man schon eine kleine Veränderung. Und bäckt man dann noch
einen Kuchen (Karottenkuchen, der Erste in meinem Leben!), so ist es schon fast
wie Zuhause. Wenn auch das Färben und Trudeln gefehlt hat, so war es doch
Ostern. Und ein schönes noch dazu!
Nun waren Mama und Papa jedoch nicht nur für die Feiertage
angereist, sie blieben glücklicherweise gleich eine ganze Woche. Da wir
"House Sitting" in Sophies neuem Heim gespielt haben war es an mir
die Beiden nach Crouch End zu entführen, um ihnen zu zeigen wie und wo ich
wohne und arbeite. Familienzusammenführung - Das beschreibt es ganz gut. Trotz
heftiger Proteste ("Oh Gott, ich kann doch gar kein Englisch mehr!")
saßen meine "beiden Familien" am Ende alle fröhlich beisammen und
siehe da, die Kommunikation klappte auch. Neben Crouch End gab es noch Vieles
mehr zu besichtigen, zu viel für nur eine Woche Urlaub. Aber mit großer
Unternehmungslust und bequemen Laufschuhen ließ sich ein Großteil dann doch
bewältigen, und wenn auch das Wetter nicht immer mitspielen wollte, so war es
doch ein durchaus gelungener Urlaub! Wozu hat man schließlich einen
Regenschirm und wann sonst die Zeit zum Beispiel dem British Museum einen ausgiebigen Besuch abzustatten? (Das man dabei unter Anderem lernt, dass ein Brite in seinem Leben durchschnittlich 14.000 Pillen zu sich nimmt ist nur eine der vielen Informationen, die ich aus meiner Osterurlaubswoche mitgenommen habe!) Auch der Abschied viel leicht, steige ich doch selbst schon bald in meinen Flieger nach Deutschland. Bevor ich dies tue hier jedoch zuerst ein kleiner Eindruck unserer Familienlondontour.